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Das Forum Kommunikationskultur der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) steht im Jahr 2017 unter dem Anspruch, sich mit Fragen der Qualitätsentwicklung medienpädagogischen Handelns in Wissenschaft und Praxis auseinanderzusetzen. Dabei soll besonderes Augenmerk auf Fragen der Professionalisierung und der Entwicklung von Standards gelegt werden. Zu diesen Fragen stellen wir im Folgenden ausgewählte Thesen mit ergänzenden und erweiternden Erläuterungen im Sinne eines programmatischen Textes zur Diskussion.
Die mit diesem Papier anzustossende Diskussion soll zunächst einer konstruktiv-weiterführenden internen Klärung wichtiger Fragen medienpädagogischer Praxis und Forschung dienen und dabei auch anzeigen, welche Positionen in der Community konsensfähig sind und welche möglicherweise strittig erscheinen. Zugleich sollen die Thesen und die Diskussion zu einer Positionsbestimmung der GMK bezüglich praktischer und wissenschaftlicher medienpädagogischer Arbeit nach aussen beitragen. Mit der Diskussion ist das Ziel verbunden, künftige Bedarfe für Handlungs- und Forschungsfelder der Medienpädagogik – jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit – zu identifizieren. Um der Prägnanz und Kürze willen, wird der zu jeder These gehörende Hintergrund nur knapp angedeutet, ohne die damit verbundenen (teils sehr umfassenden) Diskurse im Detail nachzuzeichnen.
Angegebene Literaturbezüge sollen jeweils beispielhaft auf differenzierende und tiefergehende Ausführungen verweisen.
Die Thesenfolge beginnt mit Überlegungen zum technikinduzierten gesellschaftlichen Wandel («Digitalisierung») und seiner Bedeutung für die Medienbildung. Dies vorausschickend, gehen wir auf Fragen der Qualifizierung und Professionalisierung für praktisches Handeln sowie auf die Rolle der Medienpädagogik als Wissenschaft und schliessend auf den Stellenwert von Standards zur Orientierung und Reflexion ein.
Digitale Medien verändern menschliche Kommunikation in nahezu allen Feldern unserer Gesellschaft. Besonders mobile digitale Geräte prägen die Art und Weise, in der wir kommunizieren, uns informieren und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Die Entwicklung hin zu einer „digitalen Gesellschaft“ erfordert eine Neuorientierung kultureller Bildung und des Bildungssystems. Um die hiermit verbundenen Potentiale für Teilhabe und Bildung zu nutzen und um die damit einhergehenden Risiken zu mindern, ist eine medienpädagogische Begleitung nötig und herausgefordert.
Vor diesem Hintergrund widmet sich der vorliegende Band maßgeblich folgenden Fragen: Welche neuen Kommunikationskulturen zeigen sich in einer „digitalen Gesellschaft“, Welche Formen sind künftig zu erwarten und wie sind sie einzuschätzen? Wie lassen sich die neuen Kommunikationskulturen theoretisch erschließen und empirisch erforschen? Wie kann die Medienpädagogik dazu beitragen, kommunikative Kompetenz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auszubilden und zu fördern? Wie können Kinder und Jugendliche vor riskanter Kommunikation und deren Folgen geschützt werden? Wie kann allen Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe an und eine Gesellschaft der „digitalen Gesellschaft“ ermöglicht werden? Welche Modelle und Strategien gilt es hierbei zu entwickeln, zu fordern und zu fördern?
Die Beiträge im 52. Band der Schriftenreihe zur Medienpädagogik beleuchten die umfassenden Aspekte aktueller und künftiger Entwicklungen „digitaler Welten“ einschließlich ihrer (medien-) pädagogischen Reflexion und Bearbeitung. Die Publikation wirft einen differenzierten Blick auf Phänomene und Prozesse digital vernetzter Kommunikationskulturen. Dies geschieht einerseits mit dem Fokus auf politische Dimensionen des Wandels und der damit einhergehenden medienpädagogischen Positionierung. Andererseits werden die Teilhabe und Gestaltung digitaler Kommunikationskulturen in der (Handlungs-) Praxis beschrieben und analysiert sowie der Blick auf Europa gerichtet und die Förderung medienbezogener Kompetenzen in einen internationalen Kontext gestellt.
Der Beitrag stellt ein studentisches Miniforschungsprojekt vor, das sich der kritischen Betrachtung medienerzieherischer Grundbildung in der Vorschule widmet. Hierzu wurden angehende Lehrende zu Begründungszusammenhängen und Hinderungsgründen sowie Akteurinnen und Akteure in Vorschulen zur Medienausstattung ihrer Einrichtung, konkreten Medienprojekten, der Bedeutung von Medienbildung in ihrer eigenen Ausbildung sowie zu ihrer Einschätzung der Bedeutung der Vorschule bei der Ausprägung von Medienkompetenzen befragt. Die daraus gewonnenen Ergebnisse werden anschließend mit den Ergebnissen der miniKIM-Studie 2013 verglichen. Der Beitrag schließt mit Empfehlungen, die sich aus den Ergebnissen des studentischen Projekts ableiten. (Autor)
Thomas Knaus fokussiert in seiner „Pädagogik des Digitalen“ nicht Risiken und Ängste, sondern nimmt die Potentiale in den Blick, die das Digitale für Bildungskontexte und hier insbesondere die Schule bietet. Sie liegen in neuen Möglichkeiten der Gestaltung und Vernetzung – die im Unterricht bislang weitgehend ungenutzt blieben. Wichtig zu beachten wäre: Die bloße Anwesenheit von Technik mache einen Unterricht nicht besser und das Digitale eine Gesellschaft nicht lebenswerter. Thomas Knaus plädiert für einen gesellschaftlichen Diskurs und eine engere Zusammenarbeit der Medienpädagogik mit Disziplinen wie der Informatik und den Ingenieurwissenschaften. Im Rahmen eines Lernens über Medien müsse allen Menschen neben Gestaltungsmöglichkeiten mit Medien auch Kenntnisse der technischen und organisatorischen Bedingungen näher gebracht werden, sprich Algorithmuskritik, um eine kompetente Teilhabe in der digitalen Gesellschaft zu ermöglichen.
Technik stört! : Lernen mit digitalen Medien in interaktionistisch-konstruktivistischer Perspektive
(2013)
Digital ist nicht nur ein omnipräsenter Hashtag, sondern bezeichnet technische Entwicklungen, die in hohem Maße subjekt- und gesellschaftsprägend sind. Diese sozialisatorische Relevanz des Digitalen wird im vorliegenden Beitrag anhand von fünf Thesen exemplarisch aufgezeigt: So beeinflussen digitale Medien unsere Wahrnehmung und damit die produktive Verarbeitung von Wirklichkeit. Aufgrund der ständigen Verfügbarkeit (mobiler) digitaler Medien und technischer Netze umgeben uns auch unsere sozialen Netzwerke permanent, was neue Formen sozialer Eingebundenheit ermöglicht. Da wir mit digitalen Medien nicht nur Umwelt wahrnehmen, sondern zunehmend auch selbst Realität in Form von digitalen Artefakten erzeugen, werden Realitätskonstruktionen unmittelbar erlebbar. Hiervon kann die Entwicklung von Subjekt und Gesellschaft nicht unbeeindruckt bleiben denn digitale Medien und Werkzeuge sind inzwischen allgegenwärtig und entwickeln sich aufgrund ihrer neuen sozialen Bedeutung zunehmend vom Interface zum kommunizierenden Gegenüber. Auslöser von subjekt- und gesellschaftskonstituierenden Konstruktionsprozessen sind also nicht nur andere Menschen, sondern auch deren mediale Artefakte Dinge, die mittels digitaler Werkzeuge produziert und manipuliert werden und Individuen in zunehmendem Maße kommunikativ vernetzen.
Digitale Medien sollten sowohl als Mittel als auch als Gegenstand einen zentralen Platz im schulischen Unterricht einnehmen, da Medienbildung auf die Bildung des Subjekts zielt und das mediengebildete Subjekt künftig Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe sein wird. Da Prozesse hinter dem Interface der Maschine für Menschen nicht (mehr) unmittelbar durchschaubar sind, ist gleichermaßen auch eine Sensibilisierung für digitale Technik desiderat, die sich hinter den Medien befindet. Hieraus erwächst die Verantwortung, Medienbildung und informatische Bildung gemeinsam zu gestalten.